Viktor Orbáns Interview in der Sendung „Fakten“ des Fernsehsenders TV2
11. November 2020

Gábor Gönczi: Ich begrüße im Studio Viktor Orbán, Ungarns Ministerpräsidenten! Wir danken Ihnen, dass Sie zu uns gekommen sind.

Guten Abend! Vielen Dank, dass ich hier sein darf!

Bedeutende Beschränkungen treten ab heute in Kraft. Was war die objektive und was die psychologische Grenze dafür, dass diese wirklich eingeführt werden mussten?

Nennen wir die objektiven Gründe einfach Tatsachen oder Zahlen. Experten, Berater, Wissenschaftler, Mathematiker sagten übereinstimmend, dass ohne diese Maßnahmen die ärztliche Versorgung in den Krankenhäusern mit der entsprechenden Sicherheit und auf dem notwendigen Niveau nicht gewährleistet werden kann. Es werden uns also die Ärzte und die Krankenschwestern ausgehen. Betten gibt es, Masken sind vorhanden, Schutzausrüstungen haben wir, Beatmungsgeräte sind da, Ärzte haben wir auch, aber nicht genug. Die Zahlen zeigen also, dass wenn alles so weitergeht, dann gibt es eine Chance von fünfzig Prozent, dass unsere Krankenhäuser die Belastung aushalten. Jetzt, nachdem wir die Maßnahmen getroffen haben, liegt diese bei wahrscheinlich 99,9 Prozent. Die psychologische war die, dass ich zu verfolgen versuche, was es ist, was auch die Menschen selbst als notwendig ansehen und akzeptieren, und was nicht. Denn wir erlassen vergebens Regeln, stellen vergebens Strafen in Aussicht, wenn die Menschen sie nicht verstehen, sie nicht akzeptieren, sich nicht mit ihnen identifizieren, nicht helfen, dann ist auch die beste Maßnahmen vergeblich getroffen worden, und deshalb habe ich – sagen wir auf Grund der Wahrnehmung der öffentlichen Meinung – den Eindruck gehabt, jetzt könne man Schritte von einer Strenge machen, die die ungarische Geschichte oder zumindest die letzten dreißig Jahre in Ungarn nicht gesehen haben, denn ab heute Abend acht Uhr ist bis morgen Früh um fünf Uhr eine Ausgangssperre gültig.

Es mag sein, dass die Zahlen schon zeigten, dass diese Einschränkungen eingeführt werden müssten, aber hatten Sie psychologisch gesehen nicht das Gefühl, das sei an der Zeit?

Jede Entscheidung besitzt eine Kultur, eine Psychologie. Man versucht möglichst viele objektive Gesichtspunkte miteinzubeziehen. Wir haben auch Glück, denn hier haben wir diese braven Österreicher, die wir als unsere „Schwäger“ bezeichnen, jetzt aber auch als Labor fungieren, denn sie sind noch eine Woche vor uns. Und so wie ihre Zahlen anstiegen, habe ich beobachtet, bei welcher Zahl sie welche Maßnahmen treffen. Und dann habe ich versucht, dies in die ungarischen Gegebenheiten zu übersetzen, und als ich sah, dies ist der Moment, in dem sie sich entschieden hatten, da habe ich den österreichischen Bundeskanzler angerufen und ihn darüber ausgefragt, was sie beschlossen haben.

In welchem Zustand befindet sich gegenwärtig das Gesundheitssystem? Was geschieht, wenn diese derzeitigen Beschränkungen, die von heute an in Kraft treten, die Infektionskurve in eine gute Richtung leiten, und was dann, wenn ein schlimmeres Drehbuch sich bewahrheitet?

Wenn die Frage lautet, in welchem Zustand sich das Gesundheitssystem befindet, dann muss ich sagen: in einem heroischen Zustand. Die Ärzte, die Krankenschwestern und die für die Tätigkeit der Krankenhäuser notwendigen weiteren Mitarbeiter, Helfer verrichten eine übermenschliche und eine über die Kräfte hinausgehende Arbeit. Auch sie sind Menschen, ihre Zahl ist begrenzt, deshalb vereinfachen wir mit diesen Maßnahmen auch ihre Arbeit. Wenn alles so weitergegangen wäre, wie bisher, dann hätten wir aller Wahrscheinlichkeit nach nach einer bestimmten Zeit kapitulieren müssen. Sie wären an der Front des Heilens gefallen. Es ist ein bisschen militant, was ich sage, aber das ist die Wahrheit. So aber, indem wir diese Maßnahmen getroffen haben, haben wir auch ihnen geholfen, und ich habe den Eindruck, sie werden die Belastung aushalten, und sie werden durchhalten. Sie verrichten also eine heroische Arbeit. Wir können nur im Tonfall des Dankes, der Anerkennung und der Dankbarkeit darüber sprechen.

Und das Virus wird die Physik, die Chemie, die Mathematik kennen? Demnach gibt es also kein schlechtes Drehbuch? Wenn wir also jetzt diese Dinge einhalten, wortwörtlich einhalten lassen, einhalten, dann werden wir in die richtige Richtung schreiten?

Jetzt stecken wir ja in Problemen, besonders die Alten, ich möchte also einen jeden dazu aufrufen, jetzt ganz besonders an die eigene Mutter, an den eigenen Vater und an die eigenen Großeltern zu denken, denn die Alten befinden sich, je älter sie sie sind umso mehr, wegen des Virus in Gefahr. Aber auch das Virus ist in keiner leichten Situation, denn der Impfstoff erscheint bereits am Horizont, und wenn der Impfstoff vorliegt, dann werden wir dieses Virus niederstrecken, und nicht es wird das mit uns tun, denn dann werden wir in der Lage sein, uns vor dem Virus zu schützen. Heute können wir uns noch nicht schützen, doch verfügen wir bereits über Medikamente und wir haben derartige Medikamente erworben – und diese Lieferungen kommen kontinuierlich –, die uns dabei helfen, die Attacke des Virus zu ertragen. Sie heilen uns nicht, doch machen sie den Ablauf der Krankheit ertragbar. Wir haben auch ein in der klinischen Anwendung, also im Rahmen der Krankenhauspflege angewandtes Medikament, und wir haben auch eine Lieferung bzw. eine Medizin, die den zu Hause Bleibenden, den zu Hause infizierten zur Verfügung steht.

Ja, wir haben es auch gestern sehen können, dass ja eine gewaltige Lieferung des Favipiravir genannten Medikaments angekommen ist.

Ich wage es deshalb Ihnen und den Zuschauern zu sagen, dass dies die Lage ist, denn ich habe mit meinen eigenen Augen und mit den eigenen Händen…

Und wir haben gesehen, dass Sie es gesehen haben, ja. Ist diese Menge im Übrigen ausreichend, oder kommen da kontinuierlich davon noch Lieferungen?

Nein, das ist jetzt ausreichend, aber wir werden weitere Lieferungen benötigen. Diese haben wir bestellt, sie kommen auch an.

Was die Verteidigung anbetrifft, so stehen westeuropäische Länder, die reicher als wir sind, nicht so gut in der Verteidigung da wie wir. Welchem Umstand ist das Ihrer Ansicht nach zu verdanken?

Das hängt von der menschlichen Qualität ab. Wir haben sehr gute Ärzte und sehr gute Krankenschwestern. Wir alle erinnern uns mit großer Liebe an die Ärzte unserer Kindheit zurück, nehme ich an. Die ungarischen Ärzte waren also auch historisch Menschen – natürlich brauchen auch sie Geld zum Leben, und sie haben von Zeit zu Zeit auch den Geldumschlag akzeptiert, denn sie müssen auch leben, ich bin also nicht naiv, ich weiß, wie das Leben funktioniert, aber dennoch in Ungarn, wenn wir an Ärzte denken, da denkt unsere Generation mit Sicherheit an Menschen –, denen eine einzige Sache wichtig war, nämlich uns zu heilen, und wir haben es bis zuletzt gespürt, dass sie uns nicht einfach nur heilen, sondern dass sie uns lieben, uns helfen wollen, in uns einen Menschen sehen, der in Not geraten ist, und zwar einen anderen ungarischen Menschen, der in Not geraten ist, dem sie Hilfe leisten wollen. Meiner Ansicht nach ist dies die seelische Disposition. Auch wenn es jetzt diese moderne Welt gibt, das Business, das Geld, alles hat sich seit unserer Jugend sehr stark verändert, doch konnte es sich nicht dermaßen ändern, dass dies aus der Gemeinschaft der ungarischen Ärzte ausgestorben wäre. Unsere Ärzte sind ihrem Eid treu, den sie bei Antritt ihrer Profession ablegen.

Und jetzt müssen wir dann eigentlich unsere Helden davor schützen, nicht wahr, sie zu sehr zu belasten. Denn Instrumente sind da, Tabletten gibt es, Krankenhausbetten sind vorhanden, Beatmungsgeräte liegen vor.

Und auch sie sind nur Menschen und auch sie erwischt die Krankheit. Ich muss also auch diese Zeile von Daten betrachten, ich weiß ja, dass sich hinter den Zahlen Menschen verbergen, doch sehe ich Zahlen, diese verfolge ich, ich sehe, wie viele Infektionen es wegen der Arbeit unter den Krankenschwestern und den Ärzten gibt, und diese Zahl ist nicht niedrig. Sie ist niedriger, glaube ich, als in zahlreichen westeuropäischen Ländern, ist aber nicht niedrig. Es geht also nicht nur darum, dass sie sehr viel arbeiten, sich abarbeiten, sondern dabei erkranken sie auch noch. Also Hut ab!

Sprechen wir ein bisschen über die Beschränkungen, und einige ihrer wichtigen Aspekte! Viele Menschen bemängeln, dass die Volksschulen und die Kindergärten nicht geschlossen werden, oder sie stellen im Zusammenhang damit Fragen, während wir doch genau wissen, dass die meisten Eltern gerade davor Angst haben, damit bloß dies nicht geschieht.

Sagen wir es so, dass innerhalb der öffentlichen Meinung verschiedene, einander entgegengesetzte Standpunkte gleichzeitig existieren. Diese versuche auch ich zu sammeln, zu verstehen. Manche Menschen haben große Angst, und sie möchten auch die Kinder zu Hause behalten, aber ich habe den Eindruck, die Mehrheit, eine massive Mehrheit denkt, das Land müsse auch während der Verteidigung funktionieren. Und das bedeutet für sie, dass sie arbeiten gehen können. So wie auch die Parlamentsabgeordneten arbeiten müssen, so wie auch der Ministerpräsident arbeiten muss, haben alle das Gefühl, wenn sie nicht ihre Stelle verlieren wollen, wenn sie die eigene Familie ernähren wollen, ist es notwendig, arbeiten gehen zu können. Wenn aber die Volksschüler, die Kindergartenkinder, die die Krippe besuchenden Kinder zu Hause behalten werden, dann muss auch jemand mit ihnen zu Hause bleiben, und nur die sehr Reichen können es sich erlauben, nicht selbst zu Hause zubleiben, dass nicht die Eltern zu Hause bleiben. Die meisten Menschen würde dies also von der Arbeit abziehen, und die Menschen wollen das nicht. Wenn die Mehrheit der Menschen dies dann wollen würde, dann wird es die Möglichkeit dafür geben, aber ich habe den Eindruck, jetzt erwarten sie vom Schicksal, vom lieben Gott, von den Regeln, vom Glück, dass wir gleichzeitig uns verteidigen und am Leben bleiben, mit Sicherheit gesund werden wenn wir erkranken, und in der Zwischenzeit sollen sie ruhig arbeiten, ihr Leben leben, das Land am Laufen halten dürfen. Dieses Gleichgewicht muss ich aufrechterhalten, ich glaube, ich trage hierfür eine besondere Verantwortung.

Mit den Kindern, sowohl mit den kleineren als auch den größeren, müssen die Eltern  zwischendurch irgendwie einen Vertrag schließen, denn die Kinder können ja das Virus, nicht wahr, nach Hause bringen. Das ist sicherlich ein Grenzbereich, in dem man nur sehr schwer balancieren kann. Wir erkläre ich meinen Kindern, was sie tun können und was nicht?

Es ist eine schöne Sache, Eltern zu sein, aber manchmal ist es schwierig, das müssen wir alle in Abhängigkeit vom Charakter selbst lösen, hier gibt es keine andere Hilfe mehr, nur… Auf ihre Mutter, natürlich unterhalten sich jetzt hier zwei Männer, auf ihre Mutter muss man in erster Linie hoffen.

Gut. Das Tragen der Maske. Haben Ihrer Ansicht nach die Menschen begriffen, dass wir inzwischen überall eine Maske tragen, überall die damit zusammenhängenden Vorschriften einhalten müssen? Im Allgemeinen sehen wir ja, dass dies geschehen ist, aber wir hören ja und stellen in unserer Sendung „Fakten“ auch sehr viele traurige Dinge vor, über renitente Personen, hohe Strafen müssen gegen den einen oder den anderen ausgesprochen werden. Ich bin gestern auch darüber verwundert gewesen, wie viele Abschiedspartys, wie viele Feiern in Restaurants es aus dem Anlass gab, dass dies ja jetzt für eine Weile nicht möglich sein wird. Das war schon traurig, dies zu sehen.

Auch ich habe mich vor Fassungslosigkeit am Kopf gekratzt.

Denn hierbei geht es nicht darum.

Ja, also es ist nicht so, dass wir jetzt in die großen Ferien gehen, und uns noch ein letztes Mal davor sehen. Dies ist also nicht der Moment, dies ist ein schwieriger, den Menschen auf die Probe stellender und eher trauriger als heiterer Moment. Also auch ich war etwas von diesen Abschiedszusammenkünften überrascht. Aber blicken wir nur in eine weitere Entfernung von unserer Heimat weg. Also zunächst einmal haben wir es immer gewusst, dass auch wir nicht vollkommen sind und in dem Land Menschen mit unterschiedlichen Auffassungen leben, die unterschiedlich denken. Es gibt jene, die die Regeln eher befolgen, die diszipliniert sind, und es gibt andere, die weniger so sind. Das ist jetzt so. Die Frage ist jetzt, ob wir, die wir die Regeln befolgen, die disziplinierter sind und unsere eigene Verantwortung eher spüren, auf jene unserer Mitbürger wirken können, die weniger so sind wie wir, um höflich zu formulieren. Also auch hier würde ich nicht jene angreifen und kritisieren, die nicht so sind wie wir, sondern ich würde uns selbst Kraft geben wollen, damit wir sie überzeugen können, einzusehen, dass sie in diesem Monat – jetzt sprechen wir über einen Monat – vielleicht doch jenen Weg beschreiten, jenes Verhalten befolgen sollten, den die Mehrheit beschreitet und befolgt. Zugleich sind die Ungarn ja intelligent, deshalb bin ich optimistisch.

Was glauben Sie, wird man sich ein bisschen mit den Polizisten auf einen Handel einlassen können? Sagen wir abends um neun Uhr wird jemand ohne Maske auf der Straße erwischt, dann ist das dort möglich, zu sagen: „Schauen Sie, Herr Kommissar, ich werde diese hunderttausend Forint sicher nicht bezahlen können…“?

Der Zustand der Polizei hat sich – wenn es eine Messziffer für Menschlichkeit und die Fähigkeit, demokratische Spielregeln zu akzeptieren, gibt – viel im Vergleich zu dem entwickelt, wo wir uns in den achtziger Jahren befanden und als man auf offener Straße mit  Knüppeln auf uns einschlug und mit Yamahas in unsere Reihen hineinfuhr. Und auch im Vergleich zu der berittenen Attacke gegen Demonstranten im Jahre 2006 ist die Polizei meiner Ansicht nach humaner und bürgerfreundlicher. Zugleich ist der Polizist doch Polizist. Er muss also Regeln durchsetzen. Er kann also mit Ihnen einverstanden sein, er kann Ihnen helfen, doch wenn Sie eine Grenze übertreten, muss er signalisieren, dass es ab diesem Punkt keine Ausflüchte gibt, hier wird dann die Strafe folgen. Es ist also gut, wenn unsere Polizisten human sind, aber sie sollen nicht weich sein. Sie sollen männlich, klar und eindeutig sein. Wir können die Arbeit unserer Polizisten dadurch unterstützen, indem wir eindeutige Regeln schaffen, die sie leicht durch uns einhalten lassen und auch sie selbst verfolgen können. Die derzeitigen Regeln sind klar. Diese Hilfe ist den Polizisten gegeben worden. Im Frühling haben wir die Erfahrung gemacht, dass die Polizisten die Situation gemeistert hatten, meiner Ansicht nach haben sie ihre Arbeit zur allgemeinen Befriedigung verrichtet. Jetzt werden sie noch durch Soldaten ergänzt, denn in der Nach muss patrouilliert werden…

Ja, es ist eine ganz frische Nachricht, dass wir auch um die Hilfe des Militärs gebeten haben. Wie muss man sich das im Übrigen vorstellen?

Es wird gemischte Patrouillen geben. In einer Patrouille wird es sowohl einen Polizisten als auch einen Soldaten geben. Der Soldat mit einer Waffe. Sie müssen aus dem Grund gemischt patrouillieren, denn laut den Vorschriften der ungarischen verfassungsmäßigen Ordnung darf der Soldat gegenüber Zivilisten keine Maßnahmen im Interesse der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung treffen, sondern nur der Polizist. Zugleich kann der Soldat, besonders der bewaffnete Soldat, für den Polizisten eine Stütze, eine Hilfe bedeuten. Doch Maßnahmen zu ergreifen, Ihnen gegenüber aufzutreten, hat nur der Polizist die Möglichkeit, deshalb gibt es den gemischten Dienst, deshalb gibt es auch an der Grenze den gemischten Dienst. Wenn eine Kriegssituation oder der Notstand vorläge, dann wäre es eine andere Situation. Dann würden die Soldaten die Befugnis zum Treffen von Maßnahmen erhalten. Aber das ist kein Kriegszustand und keine Notsituation. Das ist jetzt eine Gefahrensituation, in der noch die die Ordnung aufrechterhaltende Kraft, also die Polizei, in erster Linie eine Rolle spielt.

Sprechen wir ein bisschen über den Impfstoff! Wir lesen immer mehr darüber, wir wissen immer mehr über ihn. Können wir das schon deklarieren, Herr Ministerpräsident, dass es einen Impfstoff gibt, der gegen das Coronavirus wirkt? Dieser ist also schon erschaffen worden, er wird das Coronavirus mit Sicherheit besiegen, nur, sagen wir, ist es im Zulassungsverfahren oder in der Herstellung noch nicht an diesem Punkt angelangt oder es gibt nicht genug von ihm?

Ich versuche Ihre Frage auf die einfachste Weise zu beantworten. Einen Impfstoff, der alle vorgeschriebenen vier Hürden genommen hätte, alle von ihnen passiert hat, gibt es noch nicht. Impfstoffe, die sich von den vorgeschriebenen vier Tests, den vier Hürden bereits durch drei hindurchgekämpft haben, also drei Proben bestanden haben, gibt es auch schon mehrere. Die Frage ist, wann diese Impfstoffe im gegenwärtigen Zustand die vierte Hürde absolvieren. Ich habe den Eindruck, dass die in der Europäischen Union hergestellten Impfstoffe im Januar auch diesen vierten Schritt, den vierten Schritt in der Entwicklung absolvieren werden. Es besteht die Chance, dass auch die Russen und Chinesen diesen Schritt absolvieren, und wir haben sowohl mit der Europäischen Union als auch mit den Russen und den Chinesen Kontakte. Das heiterste, das befreiendste Gefühl wäre es, wenn sogar die verschiedensten Impfstoffe zur Verfügung stünden. Da der Impfstoff bzw. die Impfung nicht obligatorisch, sondern freiwillig sein wird, können die Menschen entscheiden, welchem sie mehr vertrauen und welchen sie angewandt wissen möchten, doch gehört es zur Wahrheit, dass ganz gleich um welchen Impfstoff es auch gehen mag, Ende Dezember, Anfang Januar wird dann erst nur eine kleinere Menge zur Verfügung stehen.

Ist das ganz sicher?

Das ist ganz gewiss, denn die Verträge, die wir mit der Europäischen Union abgeschlossen haben, beinhalten das. Es geht um mehrere hundert Millionen von Dosen, denn in der Europäischen Union leben mehr als 400 Millionen Menschen, und ein Kranker wird wahrscheinlich nicht nur eine, sondern zwei Impfungen benötigen, je nach der Art des Impfstoffs, aber diese Behauptung kann ich riskieren. Also werden wir mehrere hundert Millionen Dosen des Impfstoffs in der Europäischen Union benötigen. Mehrere hundert Millionen Dosen des Impfstoffs werden dann im April-Mai zur Verfügung stehen. Deshalb sage ich, dass es Ende Dezember, Anfang Januar eine Erleichterung geben wird, weil es schon etwas gibt, und wir werden ein Gefühl der Befreiung irgendwann im April haben. Jedenfalls plane ich für die vor uns stehenden einige Monate.

Also das, ja. Bis zur ersten guten Nachricht muss man nicht mehr so viel warten, das ist sicher eine Erleichterung, aber es wird das Land in Wirklichkeit von nichts befreien. Und in der Zwischenzeit werden wir zwei sehr wichtige Feiertage haben, was – glaube ich – viele Menschen sehr interessiert. Weihnachten, Neujahr. Wann werden wohl diese jetzigen Beschränkungen ihre Wirkung zeigen, und wann werden wir an dem Punkt ankommen, an dem wir über die Feiertage entscheiden können, weil sie nicht mehr fern sind?

Um die Auswirkungen der Beschränkungen spüren zu können, brauchen wir mindestens zwei Wochen. Österreich ist ja unsere „Erkundungseinheit“, wir folgen ihnen. Der österreichische Bundeskanzler hat zu mir gesagt, als wir uns das letzte Mal länger unterhielten, morgen werde ich mich im Übrigen auch mit der deutschen Bundeskanzlerin abstimmen, der österreichische Bundeskanzler sagte zu mir also zuletzt, dass seiner Ansicht nach ihre Maßnahmen nach zwei Wochen die ersten Ergebnisse zeigen werden. Die Maßnahmen sind ähnlich, deshalb ist es richtig, wen auch wir so rechnen. Und mit Weihnachten ist es die Situation, dass es Weihnachten geben wird, denn Jesus Christus wird auch in diesem Jahr am Heiligen Abend geboren werden…

Aber zu wievielt werden wir abends am Tisch sitzen?

Die Frage ist, zu wievielt wir in diesem feierlichen Moment sein werden. Hierauf kann ich ehrlich, geradeheraus und mit ganzer Verantwortung keine sichere Antwort geben, wenn Sie mich aber in zwei Wochen einladen, werde ich Ihnen diese Antwort geben können. Heute kann ich nur die Hoffnung mitteilen oder über die Hoffnung sprechen. Ich hoffe, ähnlich wie in einigen anderen Ländern Europas – denn es gibt auch Beispiele, für eine dortige gute Verteidigung, und es gibt auch Länder, die natürlich in einer schlechteren Verfassung sind als wir, aber es gibt jene, die sich mindestens so gut verteidigen wie wir –, also in einigen Ländern Europas, unter ihnen Ungarn, wird das weihnachtliche Familienfest schon freier organisierbar sein als wie wir zur Zeit unser Leben leben müssen. Ich habe sehr umständlich formuliert, da ich kein Versprechen machen möchte, das…

Ja, aber das klang für mich irgendwie positiv.

…ja, aber ich möchte nicht…

Also irgendwie rieche ich schon den Duft des Abendessens am Abend des Festes.

Ich möchte aber kein Versprechen abgeben, das ich danach nicht einhalten kann. Es ist also besser, wenn ich vorsichtig und geradeheraus spreche. In zwei Wochen werde ich sagen können, ob es zu Weihnachten familiäre Zusammenkünfte mit mehr als zehn Personen geben kann. Früher kann ich diese Frage nicht beantworten, aber auch ich habe eine starke Hoffnung.

Noch eine schnelle Frage: Die Unternehmen halten vielleicht noch, sagen wir, einen Monat aus, dazu erhalten sie jetzt auch eine Hilfe. Halten sie auch den sich bis zum Frühjahr erstreckenden Zeitraum durch, wenn dies so bleibt, wenn sich das schlechte Drehbuch bewahrheitet?

Wenn wir es gut machen, wenn es den Impfstoff gibt, dann werden sie es aushalten. Diesen einen Monat können wir jetzt den Hotels, den Freizeitaktivitäten unterstützenden Unternehmen, den Restaurants ertragbar machen. Also werden wir mehrere hundert Millionen Dosen des Impfstoffs in der Europäischen Union benötigen. Mehrere hundert Millionen Dosen des Impfstoffs werden dann im April-Mai zur Verfügung stehen. Deshalb sage ich, dass es Ende Dezember, Anfang Januar eine Erleichterung geben wird, weil es schon etwas gibt, und wir werden ein Gefühl der Befreiung irgendwann im April haben. Jedenfalls plane ich für die vor uns stehenden einige Monate.

Also das, ja. Bis zur ersten guten Nachricht muss man nin. Aber das ist nicht die Lösung, das ist nur eine Hilfe zum Überleben, die wir jetzt bieten können. Aber bald wird es Entscheidungen von uns geben, die die Chancen der Unternehmen erhöhen, um auf den Beinen bleiben, um überleben, ja sogar um in den kommenden Monaten erstarken zu können. Über diese Maßnahmen konsultiere ich, es gibt gute Vorschläge, grundlegend möchten wir Steuern senken, wir möchten mehr Geld bei den Menschen lassen, damit sie selbst ihre Probleme auf die Weise lösen, wie es für ihr Unternehmen am besten ist. Doch steht für uns immer im Mittelpunkt, dass alle Unternehmen deshalb erhalten werden müssen, damit die Menschen nicht entlassen werden, damit sie den anderen Menschen Arbeit geben und diese ihre Familien ernähren können. Wir werden also in Bezug auf den Gedanken der auf Arbeit basierenden Wirtschaft von dieser Idee auch in der Zeit des Krisenmanagements nicht abrücken.

Herr Ministerpräsident, Sie haben mir angeboten, Sie in zwei Wochen wieder einzuladen. Ich lade Sie recht herzlich in zwei Wochen ein. Ich bin sehr gespannt, in welche Richtung sich die Ereignisse entwickeln.

Danke, dass ich hier sein durfte.

Wir danken Ihnen, dass Sie zu uns gekommen sind.