Viktor Orbáns Interview in der Sendung „Guten Morgen Ungarn” von Radio Kossuth
9. April 2021

Katalin Nagy: Laut der Ansicht von Virologen haben wir die Spitze der dritten Welle hinter uns, es gibt weniger Infizierte, doch nimmt die Zahl der Todesfälle und der sich in den Krankenhäusern befindenden Personen nur sehr langsam ab. Demgegenüber ist die Situation in Großbritannien schon wieder gut. Ich begrüße im Studio Ministerpräsident Viktor Orbán. Wann kommen wir dort an, wo sich Großbritannien heute befindet?

Ich begrüße die Zuhörer! Großbritannien ins Spiel zu bringen, ist begründet, denn das Virus, das jetzt infiziert, ist ein britisches Virus, wir nennen es so: britische Mutante, die hinsichtlich ihrer Aggressivität und Kraft, ihrer Zerstörungskraft viel stärker ist als das Virus, das wir vor einem Jahr, in der ersten Welle der Epidemie kennengelernt haben. Es ist das gleiche Virus, doch hat es eine ganz andere Feuerkraft – formulieren wir es so. Im ersten Zeitraum waren die Schließungen, die Isolation an sich ausreichend, um die Epidemie für zwei-drei Monate verschwinden zu lassen, bis sie in Form der zweiten Welle nicht im September zurückgekommen ist. Das ist aber nicht so ein Virus, dieses muss besiegt werden. Man muss es also an die Bajonettspitze stechen, seine Lunge durchschießen, man muss es also vernichten, und das Isolieren, das Schließen, das Abschließen kann seine Verbreitung nur verlangsamen. Das ist so ein gut ausgebildetes Virus, man kann es nur mit Hilfe eines Impfstoffs vernichten. Wir leben also seit einem Jahr im Kriegszustand, wenn wir es bedenken, ob diese Generation, unsere und die nach uns kommende jemals so etwas gesehen hat, dann glaube ich es nicht. Selbst der Systemwechsel, vor dem viele Leute Angst hatten, er hätte vor beinahe dreißig Jahren als Revolution, inmitten von blutigen Zusammenstößen ablaufen können, hat keine derartigen Kriegszustände in Ungarn hervorgerufen, wir haben im zivilisierten, friedlichen bürgerlichen Rahmen den Kommunismus gestürzt und die sowjetischen Truppen nach Hause geschickt. Aber derartige halbwegs oder ganz dem Kriegszustand entsprechende Umstände haben wir nicht gesehen. Unsere Großeltern haben uns über derartige Dinge erzählt und in den Geschichtsbüchern haben wir über solche Dinge wie Einschränkung, Ausgangsverbot gelesen sowie diese in den Filmen gesehen, gerade Mal die Einführung des Systems von Lebensmittelkarten ist nicht geschehen und unser Geld ist nicht durch irgendeine Hyperinflation aufgefressen worden, worüber wir ebenso in der Schule gelernt haben, aber ansonsten ist beinahe alles geschehen. Tote, Menschen in den Krankenhäusern, Beatmungsgeräte, Medizinbeschaffung, Impfstoff – alles trägt die Stimmung eines Krieges an sich. Und die Menschen haben von dem Krieg, auch wenn nicht sie ihn begonnen haben, früher oder später genug, wir wollen also nicht unter solchen Bedingungen leben. In solchen Momenten wächst der Wert des Wortes, das wir ansonsten ungerechterweise als einen Gemeinplatz empfinden, und das da lautet: Frieden. Ein jeder sehnt sich nach dem Friedenszustand, nach friedlichen Zuständen, nach einem friedlichen Leben, Heiterkeit, Ruhe, Planbarkeit. Also ist die Frage, wann wir dort anlangen werden, wo die Briten sind – wie Sie das formuliert haben –, die beinahe schon dort sind, was man als Frieden bezeichnen kann, eine berechtigte Frage. Nach Ansicht meiner Experten oder der Experten der Regierung, wird – wenn es stimmt, dass die Impfung zählt, wird es, dies können wir sagen, dann Frieden geben, wenn es gelungen sein wird, das Virus durch die Impfungen zu besiegen. Um jetzt das Virus besiegen zu können, brauchen wir zunächst Menschen, die sich impfen lassen wollen, dies nennen wir Registrierung. Da habe ich eine gute Nachricht, diese schreitet voran, am gestrigen Tag hat die Zahl der Registrierten die vier Millionen überschritten, jetzt sind also schon mehr als 4 Millionen Menschen bereit, sich die Impfung geben zu lassen. Das ist eine ansteigende Zahl, aber noch immer wenige, wir starten also eine Kampagne, wir haben alle möglichen berühmten Leute gebeten, mit Hilfe des Einsatzes ihrer persönlichen Autorität und Anziehungskraft möglichst viele Menschen zur Registrierung und zur Impfung zu bewegen. Wenn alles so vorangeht, wie wir es planen, und warum sollte es anders vorangehen, dann werden wir die Zahl von 3 Millionen geimpften, über die erste Impfung verfügenden Landsleuten bald erreichen, wir sind schon über 2 Millionen 700 tausend. Wir werden die 4 Millionen Anfang Mai erreichen, hierüber gibt es zwar eine kleine Diskussion, ob dies nur 3 Millionen 900 tausend sein werden oder 4 Millionen, doch wenn es von mir abhängt, dann können Sie es mir glauben, dass dies nicht 3 Millionen 900 tausend sein werden, sondern 4 Millionen. István György, der hier der für die Leitung der Impfungen verantwortliche Staatssekretär ist, weiß, dass er jeden Tag auch im Falle allerbester Leistungen nur die Frage erhält, wie man noch mehr Menschen impfen könnte. Der Druck, der für eine gute Leistung derer notwendig ist, die die Impfungen leiten, ist garantiert. Danach werden wir beginnend mit Anfang Mai im Laufe einer Woche bzw. von zehn Tagen noch einmal eine Million Dosen verimpfen, dann werden wir bei 5 Millionen angekommen sein, und dann werden wir bis Mitte Mai 6 Millionen erreichen und dann in der dritten Woche des Mai 7 Millionen. Bis Anfang Juli kann ich sagen, werden wir von den 8 Millionen ungarischen Staatsbürgern, die volljährig sind, also die Impfung erhalten können, von diesen 8 Millionen werden wir in der Lage sein, bis Anfang Juni 7 Millionen Menschen zu impfen. Ich befürchte, wir werden nicht so viele registrierte und sich impfen lassen wollende Menschen haben wie Impfstoff. Am 15. Juni beginnt ein internationaler Event, die Fußball EM, von dem auch Ungarn betroffen ist, bis wir an den Punkt angelangt sein werden, wird ein jeder, der sich registriert hat, mit Sicherheit die Impfung erhalten, und wir werden die Möglichkeit haben, dass mit dieser Impfbestätigung die Interessenten an diesem Ereignis teilnehmen werden können. Nun, so sehen jetzt die Zahlen aus. Jetzt haben wir ein bisschen geöffnet oder einen vorsichtigen Schritt in der vergangenen Woche getan, oder dies geschah diese Woche, nach Ostern, dass wir auch nach acht Uhr auf der Straße bleiben können, jetzt sind wir bereits bei zehn Uhr angekommen. Ich möchte mich bei allen dafür bedanken, die diese Beschränkung ab acht Uhr bisher eingehalten haben. Ich gehe ja nie früher nach Hause als spät am Abend, nach acht Uhr pflege ich noch zu arbeiten, und ich sehe die Stadt, wenn ich nach Hause fahre, und ich muss sagen, im vergangenen Zeitraum – obwohl es immer Nachrichten über Ausschweifungen und Normverletzungen gegeben hat, doch dies sollte uns nicht täuschen. Das, was man sehen konnte – und zwar in der Hauptstadt, die wegen der Menge der Menschen hinsichtlich der Befolgung von Normen doch der schwierigste Ort ist –, in Budapest gab es, als ich nach Hause fuhr, kaum Autos und kaum Menschen auf der Straße, die Menschen haben also die Beschränkungen mit vorbildlicher Disziplin eingehalten. Ich habe mir die Nachrichten angesehen, die aus Westeuropa kamen, wo Demonstrationen, wo vorsätzliche Verletzungen der Vorschriften charakteristisch waren. Unser Land hat auf vorbildliche Weise mit den Experten für den Seuchenschutz und den die Gefahrensituation steuernden Behörden zusammengearbeitet.

Es gab Tage, an denen die Impfärzte an den Impfpunkten und die Hausärzte in den Praxen beinahe zweihundert tausend Impfungen verabreichen konnten. Kann man dieses Tempo halten? Jetzt sind hier die Zahlen, die Sie genannt haben, sehr imposant, aber wird es genügend Impfstoff geben? Wir wissen, dass in der nächsten Woche schon der erste aus nur einer Dosis bestehende Impfstoff kommt, wird werden dann also insgesamt schon sechs Impfstoffe haben.

Nun ja, wir leiten jetzt eine der größten logistischen, also organisatorischen Operationen in der Geschichte des Landes. Wir haben ja im Augenblick fünf Impfstoffe, die alle müssen ein zweites Mal verabreicht werden, hinzu kommt noch, dass im Falle jedes Impfstoffs die zweite Impfung zu einem jeweils anderen Termin verabreicht werden muss, also muss es für jede einzelne verabreichte Impfung irgendwo in irgendeinem Lager ein zweites Paar geben, damit – wenn die Zeit gekommen ist – die sich zur Impfung gemeldeten Menschen ihre zweite Impfung des gleichen Impfstoffes im richtigen Moment erhalten. Dies alles zu administrieren, zu lagern und danach im richtigen Moment abzuschicken und zu übernehmen, dabei die Papiere nicht zu verwechseln und zu vermischen, die Impfung den entsprechenden Menschen zu verabreichen, ist eine viel kompliziertere Operation als man sich das vorstellen würde. Ich selbst habe auch jene Lagerbasis gesehen, von der aus diese Lieferungen starten, wo die Administration geführt wird, wo die eine Aufbewahrung unter unterschiedlichen Temperaturen benötigenden Impfstoffe in verschiedenen Kühlkammern gelagert werden. Dies ist also eine sehr ernsthafte Aufgabe, es ist wichtig, dass wir die in so einer Lagerbasis Arbeitenden, die die Lieferungen zusammenstellen, die die Gabelstapler fahren, die das Material umschichten, die die Lieferung durchführenden Piloten, Chauffeure, die diese in den frühen Morgenstunden empfangenden Menschen nicht vergessen, und erst danach kommen die Ärzte sowie die Pfleger, die diese verabreichen. Es arbeitet also ein viel größerer Apparat im Hintergrund der Impfkampagne, als man das anzunehmen pflegt. Dies ist also eine gewaltige logistische Operation, und ich muss sagen, dass an sich an uns gemessen unsere Leistung, die wir zeigen, nicht schlecht ist, ja ich muss vielmehr im Ton der Anerkennung und des Dankens sprechen, doch im Vergleich mit den anderen Ländern jener Gemeinschaft, zu der wir gehören, also zur Europäischen Union, gibt es angesichts der Zahlen und der Ergebnisse nichts weiter zu sagen. Wie man bei einem Fußballspiel zu sagen pfleg: „Schaut Euch die Tafel, da stehen die Zahlen und die Ergebnisse aufgeschrieben‘“ Und Ungarn erbringt andere Länder bei Weitem überholend, die im Allgemeinen in den Köpfen des Volkes vor uns eingereiht werden, sehr gute Leistungen.

Die neueste Nachricht ist ja, dass die Bayern sich 2,5 Millionen Dosen des Sputnik-Impfstoffs gesichert haben. Auch der linksliberale The Economist schreibt, Brüssel habe die Impfstoffbesorgung vermasselt. Einer der berühmtesten deutschen Ökonomen spricht auch davon, dass es ein Fehler Brüssels war, diese Aufgabe den Nationalstaaten wegzunehmen. Jetzt scheint es so, dass sie aus dem Impfstoff keine politische Frage mehr machen würden?

Auch ich schreibe mit leichterer Hand oder spreche mit leichterer Stimme über diese Situation, jetzt, da wir die alten Ungarn bereits geimpft haben, also die Verimpfung der über 65 Jährigen liegt irgendwo um 90 Prozent, was mich doch – ehrlich gesagt – belastet hat, ich habe also von Anfang an darauf vertraut, dass wir dies, auch diese logistische Aufgabe werden lösen können, und auch im November, als wir uns mit Péter Szijjártó hingesetzt haben, um uns die Strategie der Impfstoffbesorgung auszudenken, war ich mir sicher, wir würden dies lösen können. Denn es steckt ja die Arbeit von vielen Jahren im Hintergrund jener Etablierung von Vertrauen, das in so einer außergewöhnlichen Situation zur Impfstoffbesorgung sowohl in westliche als auch in östliche Richtung notwendig ist. Ich war mir also sicher, dass dies gehen würde, doch wusste ich auch, dass wir einen Wettlauf mit der Zeit haben, und die Kranken werden wieder gesunden. Ich sage nicht, es sei eine gute Sache, krank zu sein, manchmal quält die Krankheit den Menschen auch, ja ich kenne persönlich sehr viele Menschen, die durch diese Krankheit sehr stark gequält worden sind und es kann auch noch Komplikationen geben, es ist also vieles möglich, doch wenn das Leben geblieben ist, dann wird man das andere heilen können, wir werden es reparieren, wir werden es ausbessern, irgendwie wird es sein, aber wenn wir jemanden verlieren, kann man nichts mehr tun. Und die Kranken waren in Lebensgefahr, also sprechen wir geradeheraus: Niemand konnte sagen, welche Chancen die über 65 Jährigen hätten, wenn sie dieses Virus infiziert, welche Chancen sie hätten, es zu überleben, deshalb hat mich das belastet, um im Wettlauf mit der Zeit jeden Tag möglichst viele Leben retten zu können, und Leben kann man mit Impfstoff retten. Jetzt haben wir das hinter uns. Jetzt spreche ich also etwas ruhiger darüber, über die Erscheinung, was in Brüssel geschehen ist. Es ist das gleiche geschehen, wie auch mit der Migration. Das ist eine sehr lehrreiche Sache. Beim Bau des Zaunes ist das gleiche geschehen. Es kam die Migration, eine unerwartete Situation, und bis sie gemerkt haben, dass daraus Probleme entstehen werden, waren die Migranten schon drinnen bzw. sind sie drin. Jetzt dann Familienzusammenführung, Einsickern, manchmal Hereinströmen. Ein Land hatte das Herz am rechten Fleck, das waren wir, Ungarn, die am Anfang die erste Welle noch erlitten hatten, wenn Sie sich daran erinnern, diese hat uns unvorbereitet erwischt, denken Sie nur an die Bilder vom Budapester Ostbahnhof, 2015, doch in dem Moment haben wir gewusst, dass wenn es nicht innerhalb einer absehbaren Frist eine Lösung seitens der EU gibt, dann wird eine nationale Lösung notwendig werden, und wir haben den Zaun errichtet. Was war die Antwort? Nun, da waren wir alles Mögliche, nur keine anständigen Menschen. Sie haben uns angefallen, haben uns die extremsten Dinge an den Kopf geworfen. Heute sehe ich mich um: In Bulgarien steht ein Zaun, in Griechenland steht ein Zaun, in Italien schickt man die Schiffe zurück. Das gleiche ist also auch mit dem Impfstoff geschehen. Wir sagten am Anfang, bei der Impfstoffbesorgung müsse man nicht nur den Preis, sondern auch den Zeitpunkt beachten, man darf die Möglichkeit der nationalen Impfstoffbesorgung nicht aufgeben, denn die Brüsseler Beschaffungspolitik kann, so anständige Menschen sie auch ausführen und so engagiert sie auch sein mögen, immer Fehler machen, und es muss in solchen Momenten auch einen anderen Plan geben, ein anderes Drehbuch. Das waren der chinesische und der russische Impfstoff. Und sie haben uns sofort angefallen. Genauso wie bei der Migration und bei dem Zaun. Da wurden wir als alles Mögliche bezeichnet, nur nicht als anständige Menschen. Was sehen wir jetzt? Der bayerische Ministerpräsident möchte zwei Millionen Dosen des russischen Impfstoffs, ja er möchte sie nicht nur kaufen, sondern er möchte sie eventuell auch herstellen, die Österreicher ebenfalls. Was bekommt also der, der Recht hat? Ich habe in meiner Kindheit von meinen Eltern gelernt. Auch wir haben jetzt am Anfang das bekommen. Am Anfang bekommt man eine Ohrfeige, wenn man gegenüber der Mehrheit Recht hat, doch dann bestätigt die Zeit den Standpunkt, und dann stellt es sich heraus, dass wir doppelt so viele Menschen impfen wie unsere westeuropäischen, zur Europäischen Union gehörenden Bruderstaaten. Meiner Ansicht nach haben wir also richtig entschieden, und es ist eine wichtige Lehre, es mag Länder mit einer größeren und glücklicheren Geschichte geben, als es die unsere ist, wenn es aber um unser eigenes Leben und Schicksal geht, dann müssen wir selbst dafür die Verantwortung für die Entscheidung übernehmen.

Vergangene Woche hatten wir darüber gesprochen, dass auch die Impfung der Jugendlichen zwischen 16 und 18 Jahren zur Sprache gekommen ist. Umso mehr, da sie in Israel bereits geimpft werden oder geimpft worden sind. Es heißt, auch in Amerika werde man diese junge Altersklasse zu impfen beginnen. Wird es hierüber bei uns einen Beschluss geben und wann?

Ich habe noch keine eindeutige Antwort von den Experten des Seuchenschutzes erhalten. Ich habe diese Frage heute Früh auf der Sitzung des Operativen Stabes erneut zur Sprache gebracht. In Ungarn gibt es ja 13 obligatorische Impfungen im Kindesalter. Ich glaube, damit sind wir unter den ersten der Welt, vielleicht sind wir sogar die ersten. Das Verhältnis Ungarns zur Impfung, zum Schutz ist also viel aufgeschlossener, unterstützender, als in zahlreichen westeuropäischen Ländern. Wir vertrauen irgendwie auch historisch unseren Ärzten, den Experten des Seuchenschutzes, und wenn sie über etwas sagen, das sei gut, dann pflegen wir ihnen im Allgemeinen ohne Vorbehalte zu glauben. Deshalb lassen wir uns in unserer Kindheit 13 Impfungen problemlos verabreichen, und unter den Eltern gibt es so gut wie keine gegen die Impfung gerichtete Bewegung. In zahlreichen westeuropäischen Ländern ist dies – von Amerika ganz zu schweigen – umgekehrt, doch konnten wir im Fall der Jugendlichen zwischen 16 und 18 Jahren noch keine Entscheidung treffen, jedoch haben wir auf der heutigen Sitzung des Operativen Stabes hinsichtlich der Schulen und des Abiturs eine Entscheidung gefällt. Da das Abitur am 10. Mai zu Ende geht, haben wir beschlossen, dass obwohl wir bereits am 19. April die Schulen öffnen könnten – die Armee hat im Übrigen die Desinfektion der Schulen durchgeführt, die Pädagogen haben wir geimpft, wir stehen also bereit zur Wiedereröffnung der Schulen –, es sich nicht lohnt, die Mittelschulen nur für einige Tage zu öffnen, um sie danach wegen der Abiturpause wieder zu schließen. Es ist also rationaler, wenn wir so vorgehen, dass wir am 10. Mai in den Mittelschulen mit dem Präsenzunterricht beginnen. Wir haben auch über das Abitur entschieden, es wird nur eine schriftliche Abiturprüfung geben, wir werden also das machen, was wir vor einem Jahr getan haben, das kennen wir, darüber haben wir Erfahrungen. Die Erfahrung ist immer mehr wert als die Spekulation. Wir werden auf dem beschrittenen Weg bleiben, und wir werden das Abitur auf die Weise organisieren, wie wir das vor einem Jahr getan haben, das heißt es wird nur schriftliche Prüfungen geben. Dies ist auch aus dem Grund wichtig, da dies eine Rolle bei der Zulassung zu den Universitäten spielt, und im vergangenen Jahr gab es nur eine schriftliche Prüfung, und damit der Wettbewerb zwischen denen, die im vergangenen Jahr ihr Abitur gemacht haben und denen, die es in diesem Jahr tun, fair ist, ist es gut, wenn es eine Übereinstimmung zwischen den beiden Abiturprüfungen gibt. Die Detailregelungen werden wir bald veröffentlichen.

Wenn wir die Zahl von 3 Millionen Geimpften erreicht haben werden, welcher Schritt folgt dann in der Öffnung, in der Erleichterung?

Jeder Schritt hängt von der Zahl der Geimpften ab, doch muss man auch auf die Seuchenschutzdaten achten, denn diese geben das Tempo vor. Wir hatten ja eine nationale Konsultation, die sehr klar aussagte, welche Schritte hintereinander folgen müssen. Daran haben ja etwa 500-600 tausend Menschen teilgenommen, soweit ich mich erinnere. Ich habe auch eine ausgezeichnete Reihenfolge. Man sagte ja bei der Nationalen Konsultation, man müsse zuerst die Schulen öffnen, danach die Restaurants, dann die Hotels, und danach die mit einer Eintrittskarte besuchbaren kulturellen und Sportevents, die Kinos, die Fitnessstudios. Das ist die Reihenfolge. Was man genau an welchem Tag und in welcher Woche machen kann, das bestimmt die Zahl der Impfungen. Ich hoffe also darauf, dass wir am 19. März die Zahl der 3,5 Millionen Geimpften erreichen, und in der Woche …

…April.

Verzeihung, dass wir am 19. April die 3,5 Millionen erreichen und dann die nächsten Schritte unternehmen können. Jetzt versuchen wir uns zuerst mit den Schulen. Soweit ich das sehe, werden wir Anfang Mai die Zahl von 4 Millionen erreichen. Wir werden uns dem Punkt annähern, dass jeder, der sich registriert hat, die Impfung erhalten kann, und dann man meiner Ansicht nach mit der Impfbestätigung schon erneut Konzerte besuchen und ins Kino sowie ins Hotel gehen und Sportevents besuchen kann. Jetzt würde ich damit noch warten, aber meiner Ansicht nach sind wir nicht weit von dem Moment entfernt, ab dem mit der Impfbestätigung besuchbare gesellschaftliche, gemeinschaftliche Events wieder für uns alle erreichbar sein werden.

Seit dem Dezember des vergangenen Jahres ruft die Regierung dazu auf, dass wir uns zur Impfung melden, uns registrieren sollen, denn die Impfung ist die einzige Lösung. Die ungarische Linke ist jetzt Anfang April mit einem gemeinsamen Video herausgekommen, nach dem sich jeder impfen lassen soll. Warum hat man auf der linken Seite damit 3,5 Monate gewartet, was meinen Sie?

Ich bin voreingenommen, und nicht in positive Richtung. Deshalb bitte ich im Voraus um Entschuldigung, ich glaube ihnen also nicht. Die Linke ist gegen die Impfung. Ich glaube nicht, dass hierüber diskutiert werden könnte. Ich bin auch Parlamentsabgeordneter, nicht nur Ministerpräsident, deshalb beschäftige ich mich mit Fragen der Gesetzgebung, und die Situation ist die, dass sie im Parlament einen Beschluss eingereicht haben. Es ist also gleichgültig, wer heute und gestern und vorgestern was erzählt, es gibt eine Tatsache. Sie haben einen Parlamentsbeschluss eingereicht, sie wollten, dass er angenommen werde, und dieser hätte verboten, der Vorschlag war, in dem Gesetzesvorschlag stand, wir, das ungarische Parlament solle in Ungarn den chinesischen und den russischen Impfstoff verbieten, Punkt. Das ist die Tatsache. Und wenn das Parlament dies angenommen hätte, dann wären viele hundert oder mehrere tausend Menschen mehr gestorben als wie unsere auch so schon ziemlich hohen und Anlass zur Traurigkeit und zur Bitterkeit gebenden Verluste schon sind. Wenn wir also das akzeptiert hätten, was die Linke gesagt hat, dann wären viele Menschen gestorben. Das ist dann nur noch ein für mich nicht überraschendes Kapitel der Heuchelei der Linken, dass sie sich selbst impfen lassen, während sie die Menschen davon abbringen. Dies benötigt meiner Ansicht nach also auch keinerlei Kommentar. Wer ein denkender Mensch ist, der weiß genau, was er darüber denken soll.

Diese Woche hat ein großes Echo ausgelöst, dass man den Torwarttrainer Zsolt Petry aus seiner Stellung weggeschickt hat. Die Leitung von Hertha BSC hat so entschieden, da Zsolt Petry sich gegenüber einem ungarischen Blatt, Magyar Nemzet, geäußert hatte, und er seine Meinung gesagt hat, weshalb kein Platz für ihn bei dem Sportklub ist. Was denken Sie darüber?

Das ist sumpfiger Boden. Ich versuche möglichst genau zu formulieren. Zunächst einmal qualifiziere ich Deutschland nicht. Das ist in Deutschland geschehen. Wir haben gerade genug Probleme daraus, dass Deutschland uns immer wieder qualifiziert. Das ist in der Beziehung zweier seriöser Staaten nicht richtig. Ich erwidere das also nicht, und ich qualifiziere Deutschland nicht. Doch ziehe ich die allgemeine Schlussfolgerung, die ich in den vergangenen zehn Jahren gelernt habe, dass die liberale Politik heute in Europa eine unterdrückende Politik ist. Wer mit der liberalen Meinung nicht übereinstimmt, der wird unterdrückt. Und wenn er trotzdem seine Meinung artikuliert, dann wird er bestraft. Hier hat man jetzt einen Menschen mit dem Verlust seiner Arbeit bestraft, weil er nicht das dachte, was einzelne Menschen für richtig halten. Was aber über prinzipielle Fragen hinaus hier in Wirklichkeit wichtig ist, ist der Umstand, dass es hier um einen ungarischen Menschen geht. Und Ungarn kämpft heute dafür, im Rücken mit einer sehr schwierigen Geschichte, besonders in den vergangenen hundert Jahren, ein seriöses, starkes und erfolgreiches Land zu sein. Ungarn wird dann ein seriöses, starkes und erfolgreiches Land sein, wenn es bestimmte Gesetze einhält. Diese Gesetze erkennt, anerkennt und befolgt. Eines dieser Gesetze ist meiner Ansicht nach jenes, laut dem kein einziger Ungar allein ist. Also ist auch Zsolt Petry nicht allein. Wir sind alle mit ihm. Die nächste Sache, die nunmehr auch über die Politik hinausgehend auf ein ähnlich wichtiges Gebiet führt, das der Fußball ist, auch dort gibt es Dinge zu tun, denn vergessen wir nicht, dass diese Situation im Zusammenhang mit der ungarischen Nationalelf entstanden ist, denn unser Torwart hat eine Erklärung in die entgegengesetzte Richtung gemacht, und für uns sind ja unsere Nationalmannschaften besonders wichtig. Und im Fall eines Landes der Größe und der Geschichte wie unser Land, das so viele Schlachten und Kriege in den vergangenen hundert Jahren verloren hat, bieten die Mannschaftssportarten trotzdem die Möglichkeit des historischen Sieges – unter friedlichen Bedingungen. Und deshalb blicken wir auf unsere Sportler in den Nationalmannschaften nicht einfach nur wie auf Sportler, sondern wie auf unsere Töchter und Söhne, so pflegen wir auch über sie zu sprechen. Sie sind wir. Deshalb ist es nicht unwesentlich, was für Zustände im Umfeld jeweils einer Nationalmannschaft herrschen. Jede löst eine solche Debatte die Einheit auf. Doch ist die erste Voraussetzung für das erfolgreiche Auftreten als eine Mannschaft die Einheit. Jetzt hat sich diese Einheit aufgelöst. Sie konnte sich innerhalb der Mannschaft auflösen und sie kann sich, wenn wir nicht aufpassen, auch zwischen der Mannschaft und den Fans auflösen. In solchen Momenten gibt es also eine Aufgabe: Man muss die Einheit herstellen. Dann haben wir zwei hervorragende Menschen, die meiner Ansicht nach dazu geeignet sind, denn wir haben einen fantastischen Nationaltrainer und wir haben einen fantastischen Mannschaftskapitän, Ádám Szalai. Meiner Ansicht nach hängt also auch der sportliche Erfolg, der fußballerische Erfolg der kommenden Wochen und Monate von der Qualität ihrer Arbeit ab, ob es diesen beiden Menschen gelingen wird, die Mannschaft zu schützen, sie aufrechtzuerhalten, und wenn es nötig ist, die Einheit wiederherzustellen. Dazu wünsche ich ihnen viel Erfolg!

Vielen Dank! Sie hörten Ministerpräsident Viktor Orbán.