Viktor Orbáns Presseerklärung nach seiner Unterredung mit Shavkat Mirziyoyev, dem Präsidenten von Usbekistan
30. März 2021, Taschkent (Тошкент)

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Usbekische Gastgeber!

Wir sind mit großen Hoffnungen und Optimismus hierher zu Ihnen gekommen. Es ist immer eine Ehre, in ein Land zu Besuch zu fahren, das eine auch bei uns angesehene und große, alte Kultur besitzt. Wir sind auch aus dem Grund mit großer Gespanntheit gekommen, da wir die politischen und die wirtschaftlichen Modernisierungsversuche der vergangenen Jahre sehen. Wir sehen, dass Sie, Usbeken, sich große Ziele gesetzt haben. Jenen fantastischen Reichtum und jene Ressourcen, die Ihnen zur Verfügung stehen, versuchen Sie jetzt im Rahmen einer modernen Wirtschaft zu mobilisieren, und das ist ein ehrenwertes Programm. Und nicht zuletzt sind wir aus dem Grund mit großer Freude zu Ihnen gekommen, da wir dachten, ich könne auch persönlich Herrn Präsident Mirziyoyev unseren Dank für seine edle Geste von vor einem Jahr aussprechen. Vor einem Jahr begann die Pandemie, und wir hatten damals nichts von irgendetwas: Schutzausrüstungen, Masken. Über Impfstoffe konnten wir damals noch gar nicht sprechen. Und in der schwierigen Lage, in der ein jeder Schutzausrüstungen brauchte, hat Usbekistan und Ihr Präsident an die Ungarn gedacht, und er ließ viele hunderttausend Masken nach Ungarn schicken, damit wir die Verbreitung der Epidemie aufhalten können. Und, Herr Präsident, wir sind dafür dankbar, die Ungarn werden dies nie vergessen. Ich freue mich, jetzt Ihnen auch persönlich unseren Dank dafür aussprechen zu können.

Sehr geehrter Herr Präsident!

Wir alle empfinden es, dass die gesamte Weltpolitik und Weltwirtschaft in Veränderung begriffen ist. Und wir können mit Sicherheit große Summen darauf wetten, dass wenn der liebe Gott es zulässt und wir in zehn Jahren noch leben und uns nebeneinander setzen, dann werden wir uns in einer ganz anderen Welt wiederfinden als die, in der wir uns jetzt befinden. Wir sehen, wie einzelne Regionen aufsteigen, während die Bedeutung der anderen abnimmt, wie sich die Akzente der Weltwirtschaft verändern, neue Technologien kommen, die Welt um uns herum ist in Veränderung, in Bewegung begriffen. Und wir, Ungarn, haben das Gefühl, dass wir, Ungarn und Usbeken, zum Anfang dieses neuen Zeitalters im richtigen Moment gegenseitig unsere Hände ergriffen haben, und wir versuchen gemeinsam jene Möglichkeit zu nutzen, die diese große Veränderung für alle beinhaltet, sowohl für Mittelasien als auch für Mitteleuropa. Wir sind also nicht nur in großer Spannung gekommen, sondern wir hegen auch für die Zukunft große Hoffnungen.

Ich bereise die Welt schon seit ziemlich langer Zeit, und ich habe für meine Heimat viele Kontakte ausgebaut. Und ich habe gelernt, wenn es am Anfang nicht gelingt, ein die wirtschaftliche Zusammenarbeit symbolisierendes Flaggschiff oder Schiffe zu finden, dann verteilt sich auf diese Weise der gute Wille und verpufft schließlich. Ein-zwei große Programme, ein-zwei große Unternehmungen, ein-zwei gemeinsame wirtschaftliche Großtaten sind notwendig, die sowohl für die usbekischen als auch die ungarischen Unternehmer deutlich anzeigen, dass hier eine ernsthafte Sache im Entstehen begriffen ist, und sie können das Meer in Sicherheit befahren, auf den ruhigeren Gewässern hinter den großen Flaggschiffen, denn es gibt jemanden, der das Eis bricht, den Weg freimacht, und vorangeht. Ich bin Herrn Präsidenten Mirziyoyev dankbar dafür, dass wir auf ähnliche Weise nachdenkend die wenigen Flaggschiffe festlegen konnten, die meiner Ansicht nach die Wirtschaften der beiden Länder mit sich reißen, voranbringen werden. Wir sind dankbar für die Möglichkeit zur Zusammenarbeit im Finanzsektor und sind stolz darauf, dass Sie auch uns als Partner bei der Modernisierung Ihrer Landwirtschaft gewählt haben. Wir wissen, wie stolz die Usbeken auf Ihre eigene Landwirtschaft sind, wie wichtig diese für sie ist, dass diese nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine existenzielle Frage ist. Und wir, Ungarn, sind auch der Meinung über uns, dass wir etwas von der Landwirtschaft verstehen. Wir meinen, wir besitzen die grundlegenden Tugenden des Landwirts, wir wissen, wie man etwas dem Boden entnehmen, etwas herstellen, etwas produzieren kann, und dies machen wir mit Hilfe einer Technik von Weltniveau. Das ist unser Selbstbild, wie wir über uns denken, wenn die Landwirtschaft zur Sprache kommt. Und wir freuen uns, mit einem Land, das die Landwirtschaft als wichtig erachtet, Handel führen, investieren und auf dem Gebiet der Landwirtschaft auch technologisch auf hohem Niveau stehende Neuerungen durchführen zu können, dafür sind wir besonders dankbar. Dass die usbekisch-ungarischen Beziehungen auf festen Beinen stehen, kann man auch daher wissen, dass obwohl wegen der Pandemie das Volumen des Welthandels abgenommen hat, das Volumen des usbekisch-ungarischen Handelsvolumens anstieg, und zwar in einem bedeutenden Maße. Es stimmt zwar, dass er von einem niedrigeren Niveau aus gestartet ist, doch wuchs er trotzdem in bedeutendem Maße an. Und dies zeigt, dass da noch, wie wir das sagen, Ausdauer, Energie drinsteckt, da gibt es noch Möglichkeiten, die wir mit einer klugen Politik weiter steigern können. Ich bin dem Herrn Präsidenten auch aus dem Grund dankbar, dass er in der Zukunft die Möglichkeit für eine Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Nuklearenergie gibt, und wir sehen auch Möglichkeiten auf dem Gebiet der Pharmaindustrie.

Ungarn ist natürlich ein sonderbares und außergewöhnliches Land, ein Volk ohne Verwandte in Europa, doch leben wir in einer Region, in der mitteleuropäischen Region. Die Zusammenarbeit dieser Länder nennen wir die Visegráder Vier. Die Arbeit dieser Gruppe werden wir in den kommenden vier Jahren koordinieren, und ich habe den Herrn Präsidenten gebeten, mir dabei behilflich zu sein, damit wir dieses vor uns stehende eine Jahr für die Zusammenarbeit der mitteleuropäischen Länder und der mittelasiatischen Länder werden nutzen können. Ich habe den Eindruck, dass wir mit den heutigen Übereinkünften und Unterredungen einen guten Schwung genommen haben. Wir sind gestartet. Wir erwarten den Herrn Präsidenten recht herzlich, damit er nach Ungarn kommt, unseren Besuch erwidert. Und wenn es in etwa einem halben, in einem Jahr die ersten Ergebnisse geben wird, schlage ich dem Herrn Präsidenten vor, eine gemeinsame Sitzung der beiden Regierungen abzuhalten, um gemeinsam die erreichten Ergebnisse zu überblicken. Ich hoffe, ich sage es mit der nötigen Bescheidenheit, aber ich hoffe, wir alle konnten heute Teil eines historischen Anfangs werden.

Wir danken dem Herrn Präsidenten noch einmal dafür, dass wir hier sein durften!